© DAV Tuttlingen/Henrik Basler

Skitouren-Ausbildungswochenende

3 Tage Theorie und Praxis im Tannheimer Tal

25.01.2025

Ende Januar bot die DAV- Sektion Tuttlingen ein dreitägiges Skitouren-Ausbildungswochenende an. 13 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, in Theorie & Praxis die Grundlagen der Skitourenplanung & des Risikomanagements & natürlich auch des Skitourengehens von Grund auf kennenzulernen. Betreut & geführt wurden sie dabei von Albrecht Friedrich, unserem Trainer C-Skibergsteigen sowie Henrik Basler.

Ziel des Kurses war, den Teilnehmern ein Grundverständnis für die Gefahren zu vermitteln, die auf einer Skitour auftreten können. Ein weiterer Teil der theoretischen Ausbildung zeigte den Teilnehmern, wie man eine Skitour unter Zuhilfenahme moderner Risikomanagement-Werkzeuge so plant, dass möglichst keine dieser Gefahren real wird, insbesondere von einer Lawine verschüttet zu werden. In der Tourenpraxis übten wir Spurenanlage, Risikocheck im Gelände, Spitzkehrengehen & es gab auch Tipps für's Tiefschneefahren.

 

Auf den Touren wurde den TN anhand praktischer Beispiele gezeigt, wie man das Gelände & den Einzelhang anlaysiert, ob man Warnzeichen & Alarmzeichen sowie sonstige Gefahren wie Geländefallen erkennt. Denn für jeden Skitourengeher ist es besonders wichtig – die in der Tourenplanung zu Hause oder auf der Hütte gewonnenen Erkenntnisse laufend auf der Tour zu überprüfen. Also zu prüfen, ob die Annahmen aus dem Lawinenlagebericht für die Region auch im Skitourengebiet bzw. am Einzelhang zutrifft oder ob Anpassungen vorgenommen werden müssen.

Am Freitag, dem ersten Tourentag ging`s in der Früh nach Unterjoch, von dort aus starteten wir auf den Spießer. Da der Schwerpunkt auf Ausbildung & Lernen lag, sollte es nicht allzu schwierig & konditionell anspruchsvoll sein, aber auch nicht zu einfach, damit man etwas lernen kann. 

Nachdem die Teilnehmer über die Tour informiert wurden, teilten wir sie in 2 Gruppen auf & unterwiesen sie im Gruppen-LVS-Check.

Im Anstieg unterwies Albrecht die Gruppe schon bald im Spitzkehrengehen, was sich später als äußerst nützlich erwies. Der spätere Zustieg zum Spießer führt durch ein landschaftlich abwechslungsreiches Tal, das von steilen Wänden flankiert ist. Bei höherer Lawinengefahr gilt es, das in die Routenwahl mit einzubeziehen. Doch als kleine Entschädigung für den wenigen Schnee war wenigstens die Gefahrenlage sehr günstig, so dass wir den Zugang problemlos passieren konnten.

Oben angelangt – der Gipfel war schneefrei, so dass wir etwas unterhalb – an der Schneegrenze rasteten, empfing uns Sonnenschein & eine herrliche Aussicht auf die Allgäuer Alpen bis zum Wetterstein-Massif & unseren höchsten Berg. Da schmeckt das Vesper doch. Für die Abfahrt konnten wir einen etwas steilen, schattigen Hang wählen, wo der Schnee sich als ganz vernünftig zeigte & man die Tipps von Guide Henrik für`s Tiefschneefahren gleich mal prüfen konnte.

 

Anschließend bezogen wir unser Quartier im Haldenseehaus des DAV Göppingen. Nach einem gemeinsamen Abendessen folgte dann die theoretische Schulung in Gefahrenlehre/Lawinenkunde und Risikomanagement in der Tourenplanung.

Anschließend planten wir in Gruppenarbeit die Skitour für den 2. Tag. Unter Berücksichtigung des LLB lernten die Teilnehmer verschiedene moderne Risiko-Management Werkzeuge in der Praxis der Skitourenplanung anzuwenden & erarbeiteten so Tourenvorschläge für den 2 Tag. Auch konnten sie Einiges über Lawinenentstehung & Gefahrenkunde im freien Gelände lernen.

 

Am zweiten Tag ging es aufs Zirleseck. Da die tatsächliche Situation vor Ort die Infos aus dem LLB bestätigten - keine Alarmzeichen erkennbar - außer etwas gebundenen Schnee - aber eben keinen Hinweis auf eine Schwachschicht oder Bruchausbreitung.

So konnten wir die schöne Landschaft genießen & den langen, steilen Zustieg zum Zirleseck in Angriff nehmen. Oben angekommen genossen wir am Grat ein ausgiebiges Sonnenbad, unser Vesper & herrliche Aussicht ins Hintersteiner Tal & die Allgäuer Berge & viel weiter. Und natürlich immer wieder genial, vor allem, wenn`s mal wieder steiler wird - die Abfahrt. Der Schnee im Steilhang war nicht ganz leicht zu Fahren, so dass es wichtig war, möglichst sauber zu Fahren.

Weiter unten, als es nur noch um die 35° steil war, zeigte sich der Schnee viel angenehmer – da kam schon wieder richtig Freude auf. In der Waldpassage war dann gefragt, nicht zu übermütig zu Fahren & etwas aufeinander aufzupassen.

 

Auch heute verlief der Tag recht problemlos, außer ein paar stollende Felle gab es nichts, was Probleme bereitete. Und auch das bekamen wir gut in den Griff.

So kehrten wir guter Stimmung in unsere Unterkunft zurück, genossen eine Erfrischung. Noch war die Anstrengung nicht vorbei. Wir zwei Guides hatten noch etwas zu Vergraben, damit unsere Gruppen eine Lawinenverschüttetensuchübung durchführen konnten.

So kamen wir alle noch einmal richtig ins Schwitzen.

In der anschließenden Besprechung & Analyse der Suche war besonders darauf hinzuweisen, wie wichtig eine klare Führungsstruktur & Anweisungen bei einer Suchgruppe ist. Hier sollte man nicht zu schüchtern & zurückhaltend sein, denn sonst dauert es zu lange, bis im Ernstfall Jemand das „Kommando“ übernimmt & jeder Einzelne in der Gruppe weiß, was er zu tun hat.

 

Anschließend war erst mal Erholung angesagt & wir gingen zur Belohnung für die Anstrengungen gut Abendessen.

Nach dem Abendessen gab`s wieder ein bissl was zu tun. Es wurde die freiwillige Hausaufgabe besprochen – eine Analyse eines großes Skitourenunglücks, das vor einigen Jahren Thema in den Medien war & über das es eine Filmdokumentation gab.

Zum Abschluss mussten wir noch den Abschlusstag planen. Hauptthema war das Wetter, denn es sollte Morgen Niederschlag geben. Die Frage ist – wo schneit es, wo regnet es & wie wird die Sicht.

 

 

 

Der 3. Tag des langen Skitouren- Ausbildungswochenendes begann in der Früh mit schlechter Sicht & Neuschnee. Daher entschieden wir uns unter den am Abend davor ausgearbeiteten Tourenzielen für das Riedberger Horn. Dazu mussten wir das Tannheimer Tal zwar verlassen und zur Allgäuer Hörnergruppe nach Grasgehren fahren. Dafür waren wir der Heimat aber ein klein bissl näher & hatten es am Abend nicht mehr ganz so weit heim.

Die Entscheidung erwies sich aber noch aus anderen Gesichtspunkten als goldrichtig. Es hatte in der Hörnergruppe viel mehr Neuschnee (im Tannheimer Tal hat es gleich nach dem Frühstück wieder aufgehört zu schneien - grad mal 2 cm Neuschnee). Am Riedberger Horn lockten schöne Pulverschneehänge mit ca. 15 cm Neuschnee. Und je höher wir kamen, desto mehr klarte es auf & es kam sogar die Sonne hervor.

Als wir uns über den Bergrücken dem Gipfel langsam annäherten, verlockten uns die Nordosthänge am Riedberger Horn sehr, erst Mal eine kurze Abfahrt ins Nachbartal zu machen & über einen kurzen Gegenanstieg wieder auf den Bergrücken Richtung Gipfel zurückzukehren. Aber erst mal genießen wir ein Vesper & schöne Aussichten auf Hörnergruppe, Allgäuer Alpen, Bregenzerwald & Schweizer Alpen. Dazwischen lugte sogar ein Stück Bodensee hervor. Ein Genuss.

 

Ein besonderer Spaß - die anschließende Tiefschneeabfahrt. Der Pulver war prima. Ein zweites Mal auf dem Gipfel gab`s noch Mal kurz ein Vesper, dann auf in die Abfahrt nach Grasgehren. Hier schallten schon wieder Begeisterungsrufe durch`s Tal. Was so ein bissl frischer Schnee doch ausmachen kann.

Auf einer schön in der Sonne gelegenen Terrasse ließen wir die zurückliegenden Tage noch einmal Revue passieren & beantworteten ein paar letzte Fragen der Teilnehmer zum Tourengehen.

3 sehr ausgefüllte Tage gingen leider wieder mal viel zu schnell zu Ende. Hoffentlich war es hilfreich, damit alle Teilnehmer immer heil von ihren Skitouren zurückkehren – so wie diesmal.